Rumpelstilzchen - Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß
Märchen und IllustrationDas Männchen nahm das Halsband, setzte sich vor das Rädchen, und schnurr, schnurr, schnurr, dreimal gezogen, war die Spule voll. Dann steckte es eine andere auf, und schnurr, schnurr, schnurr, dreimal gezogen, war auch die zweite voll, und so ging´s fort bis zum Morgen, da war alles Stroh versponnen, und alle Spulen waren voll Gold.
Über
ein Jahr brachte sie ein schönes Kind zur Welt und dachte gar nicht
mehr an das Männchen. Da trat es plötzlich in ihre Kammer und sprach: "
Nun gib mir, was du versprochen hast." Die Königin erschrak und bot dem
Männchen alle Reichtümer des Königreiches an, wenn es ihr das Kind
lassen wollte;
Aber das Männchen sprach: " Nein, etwas Lebendes ist mir lieber als alle Schätze der Welt."
Da fing die Königin so an zu jammern und zu weinen, daß das
Männchen Mitleiden mit ihr hatte: " Drei Tage will ich dir Zeit lassen,"
sprach es, " wenn du bis dahin meinen Namen weißt, so sollst du dein
Kind behalten."
Nun besann sich die Königin die ganze Nacht über auf alle Namen, die sie jemals gehört hatte, und schickte einen Boten über´s Land, der sollte sich erkundigen weit und breit, was es sonst noch für Namen gäbe. Als am anderen Tag das Männchen kam, fing sie an mit Kaspar, Melchior, Balzer und sagte alle Namen, die sie wußte nach der Reihe her, aber bei jedem sprach das Männlein:
" So heiß ich nicht!"
Den zweiten Tag ließ sie in der Nachbarschaft herumfragen, wie die Leute da genannt würden und sagte dem Männlein die ungewöhnlichsten und seltsamsten Namen vor: " Heißt du vielleicht Rippenbiest oder Hammelswade oder Schürfbein?" Aber es antwortete immer:
" So heiß ich nicht!"
Den dritten Tag kam der Bote wieder zurück und erzählte: " Neue Namen habe ich keinen einzigen finden können, aber wie ich an einem hohen Berg um die Waldecke kam, wo Fuchs und Has sich gute Nacht sagen, so sah ich da ein kleines Haus, und vor dem Haus brannte ein Feuer, und um das Feuer sprang ein gar zu lächerliches Männchen, hüpfte auf einem Bein und schrie:
" Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind; Ach, wie gut, daß niemand weiß, daß ich Rumpelstilzchen heiß!"
Da könnt ihr
denken, wie die Königin froh war, als sie den Namen hörte, und als bald
hernach das Männlein hereintrat und fragte: " Nun, Frau Königin, wie
heiß ich?" fragte sie ernst:
" Heißest du Kunz?" " Nein."
" Heißest du Heinz?" " Nein."
" Heißt du etwa Rumpelstilzchen?" " Das hat dir der Teufel
gesagt", schrie das Männlein und stieß mit dem rechten Fuß vor Zorn so
tief in die Erde, daß es bis an den Leib hineinfuhr, dann packte es in
seiner Wut den linken Fuß mit beiden Händen und riß sich selbst mitten
entzwei.